Das letzte Abendmahl und der Verrat – Mythos und Wahrheit
Das letzte Abendmahl ist eines der ikonischsten Ereignisse in der Geschichte Jesu. Brot und Wein werden zum Symbol für seinen bevorstehenden Tod, und Judas, einer der engsten Vertrauten, verrät ihn – ein Moment voller Dramatik und Tragik. Doch wie so oft stellt sich die Frage: War das wirklich einzigartig? Oder hat auch diese Geschichte ältere Wurzeln in den Mythen und Erzählungen der Antike? Tauchen wir ein in die symbolische Bedeutung des letzten Mahls und des Verrats.
Das letzte Abendmahl – Mehr als nur eine Mahlzeit
Das letzte Abendmahl beschreibt das letzte Treffen Jesu mit seinen Jüngern vor seiner Verhaftung. Dabei teilt er Brot und Wein, die symbolisch für seinen Körper und sein Blut stehen. Ein bewegendes Bild, das jedoch nicht ganz so einzigartig ist, wie es auf den ersten Blick scheint.
Ähnliche Mahlzeiten in anderen Kulturen
- Mithras-Kult (Persien/Rom):
Im Mithraskult war das Teilen von Brot und Wein ein zentrales Ritual. Es symbolisierte den Bund zwischen dem Gott Mithras und seinen Anhängern. Der Wein stand für das Blut des Stiers, das Mithras vergossen hatte, und das Brot repräsentierte den Körper.- Parallele zu Jesus: Brot und Wein als göttliche Symbole, die eine spirituelle Verbindung schaffen.
- Dionysos (Griechenland):
Dionysos, der Gott des Weins, wurde bei Festen gefeiert, bei denen Wein als Symbol für seine göttliche Kraft galt. Die Teilnehmer fühlten sich durch das Trinken des Weins mit dem Gott verbunden.- Parallele zu Jesus: Der Wein als Symbol für göttliche Präsenz und Erlösung.
- Sumerische Opfermahle:
In sumerischen Tempeln wurden Mahlzeiten für die Götter zubereitet, die symbolisch von den Menschen geteilt wurden, um ihre Verbindung zu den Göttern zu stärken.
Die Bedeutung von Brot und Wein
Brot und Wein sind in fast allen Kulturen zentrale Symbole des Lebens:
- Brot: Symbolisiert Nahrung, Gemeinschaft und das Teilen.
- Wein: Steht für Freude, Fruchtbarkeit und göttliche Kraft.
Das letzte Abendmahl Jesu greift diese universellen Symbole auf und gibt ihnen eine neue Bedeutung – als Vorwegnahme seines Opfers.
Judas und der Verrat – Ein uraltes Motiv
Judas Iskariot, einer der zwölf Jünger, verrät Jesus für 30 Silberlinge. Sein Verrat ist das Schlüsselmoment, das die Passion Jesu in Gang setzt. Doch die Idee eines Verrats durch einen engen Vertrauten ist älter als das Christentum.
Parallelen zu Verrat in anderen Mythen
- Seth und Osiris (Ägypten):
Seth, der Bruder des ägyptischen Gottes Osiris, verrät ihn aus Neid und Machtgier. Er lockt Osiris in eine Falle, tötet ihn und zerstückelt seinen Körper.- Parallele zu Judas: Ein Vertrauter wendet sich gegen das göttliche Wesen und verursacht dessen Tod.
- Devadatta und Buddha (Indien):
Devadatta, ein Cousin Buddhas, verrät ihn aus Eifersucht und versucht, ihn zu töten, um seine Position einzunehmen.- Parallele zu Judas: Ein enger Verwandter oder Schüler wird zum Verräter.
- Prometheus (Griechenland):
Prometheus wird von Zeus als Verräter bestraft, weil er den Menschen das Feuer brachte. Sein „Verrat“ führt zu seinem Leid am Felsen.- Parallele zu Judas: Der Verrat hat weitreichende Konsequenzen für den Verräter selbst.
Der Kuss des Judas
Der Verrat durch einen Kuss ist besonders dramatisch. Ein Kuss, der sonst Liebe und Nähe symbolisiert, wird hier zum Zeichen des Verrats. Dieses Bild ist einzigartig in seiner emotionalen Wirkung, aber der Akt des Verrats selbst ist ein universelles Thema.
Symbolik des Mahls und des Verrats
Das letzte Abendmahl und der Verrat sind mehr als nur historische Ereignisse – sie sind voller Symbolik:
- Das Mahl: Steht für Gemeinschaft, Abschied und die Vorbereitung auf das Kommende.
- Der Verrat: Symbolisiert menschliche Schwäche, Gier und das Opfer, das durch die Handlung des Verräters notwendig wird.
In vielen Mythen ist der Verrat ein unverzichtbares Element, um Transformation und Erlösung zu ermöglichen. Judas ist also weniger der „Bösewicht“ als vielmehr ein Katalysator für das große Finale.
Warum wiederholen sich diese Themen?
Das letzte Abendmahl und der Verrat passen in eine lange Tradition universeller Mythen. Sie greifen Archetypen auf, die tief in der menschlichen Psyche verankert sind:
- Das Mahl: Ein Moment der Zusammenkunft, der gleichzeitig das Ende und den Anfang markiert.
- Der Verräter: Ein Symbol für den Konflikt zwischen Nähe und Verrat, der zur Transformation führt.
Fazit: Mahlzeit und Verrat – und alles schon mal da gewesen
Das letzte Abendmahl und der Verrat durch Judas sind zweifellos bewegende Geschichten. Aber wie vieles andere im Leben Jesu basieren sie auf älteren Mythen und Archetypen, die in vielen Kulturen auftauchen. Ein göttliches Mahl und ein dramatischer Verrat – das perfekte Rezept für eine unvergessliche Geschichte.



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