Das Stock & Tassen Festival
Manchmal liest man etwas in der Zeitung, das einen kurz innehalten lässt. So ging es mir, als ich auf die Ankündigung für ein winterliches Event stieß. Es geht um ein Fest, das mich allein durch seine Beschreibung in einen Zustand zwischen hysterischem Lachen und ungläubigem Kopfschütteln versetzte.
Das Konzept ist simpel: Es gibt ein Lagerfeuer, ein bisschen Stockbrot und Getränke wie Glühwein und Kinderpunsch. Klingt doch eigentlich gemütlich, oder? Aber halt, bevor man sich das Ganze jetzt zu idyllisch vorstellt – hier kommt der Clou: Bitte bringen Sie Ihren eigenen Stock mit. Stöcke werden nicht gestellt. Du willst Stockbrot? Dann schlepp gefälligst deinen Ast mit!
Der Stock – das Must-have des Abends
Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber bei mir fangen die ersten Fragen schon hier an: Wo genau soll ich diesen Stock herholen? Soll ich vorher in den Wald marschieren und mir einen Ast absägen? Oder reicht der alte Besenstiel aus der Garage? Vielleicht gibt es ja eine geheime Facebook-Gruppe, wo die Leute ihre schönsten Stöcke präsentieren. Und was, wenn mein Stock nicht den „Stockbrot-Standards“ entspricht? Werde ich dann am Feuer ausgelacht? Diese Art von sozialem Druck ist doch nichts für schwache Nerven.
Und überhaupt: Warum bringt eigentlich niemand auf die Idee, einfach ein paar Stöcke bereitzustellen? Es ist, als würde man zu einer Grillparty eingeladen werden, bei der es heißt: „Grillgut gerne selbst mitbringen. Ach ja, und den Grill auch.“
Die Tassen-Challenge
Aber es wird noch besser. Getränke gibt’s, aber Tassen bitte selbst mitbringen. Es tut mir leid, aber ich komme einfach nicht drüber hinweg. Das Bild vor meinem inneren Auge: Menschen, die mit Glühwein in einer ausrangierten Kaffeetasse vom letzten Weihnachtsmarkt dastehen, während andere ihre schicke Thermoskanne präsentieren. Die ganze Situation wird schnell zu einem unfreiwilligen Wettbewerb: Wer hat die stylischste Tasse? Und was, wenn du deine Tasse vergisst? Glühwein aus der hohlen Hand?
Ich meine, wir reden hier nicht von einer Expedition in die Arktis, sondern von einem Dorffest. Aber offenbar ist der Anspruch, den Besucher zu einem wandelnden Festival-Ausstatter zu machen, hier zur Norm geworden.
Die Herausforderung des Unvorbereiteten
Man stelle sich vor, man kommt zu diesem Event, voller Vorfreude auf einen gemütlichen Abend am Feuer – nur um festzustellen, dass der eigene Stock zu kurz, krumm oder schlicht ungeeignet ist. Die Kinder schauen einen entsetzt an, das Stockbrot bleibt ein Traum, und am Ende steht man da, während alle anderen ihre perfekt gerösteten Brotstangen genießen. Und was, wenn jemand seine Tasse vergisst? Wird dann der Punsch in verzweifelter Improvisation aus der Hand geschlürft?
Es bleibt die Frage, was als nächstes kommen könnte: „Bitte bringen Sie Ihr eigenes Feuerholz mit!“ Oder wie wäre es mit „Stühle und Tische bitte selbst organisieren!“ Es hat fast schon etwas Philosophisches: Wie viel Eigeninitiative kann man den Gästen zumuten, bevor aus einem gemütlichen Fest ein Survival-Training wird?
Die Moral von der Geschichte
Trotz meiner Skepsis muss ich zugeben, dass dieses Event für mich eine ganz eigene Faszination hat. Es zeigt, wie kreativ Veranstalter werden können, wenn sie alles auf die Teilnehmer abwälzen. Ich frage mich nur, ob das irgendwann Schule macht. Vielleicht sehen wir bald Hochzeiten, bei denen es heißt: „Liebe Gäste, bitte bringt eure eigenen Stühle, den Kuchen und eure Getränke mit.“ Wer weiß?
Für alle, die mutig genug sind, sich mit ihrem Stock und ihrer Tasse auf dieses Abenteuer einzulassen, wünsche ich viel Spaß. Ich hingegen bleibe lieber zu Hause und genieße die Vorstellung, wie diese Szenerie abläuft.



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