Tagesschau streicht „Damen und Herren“
Früher war die Tagesschau eine unerschütterliche Institution. Seriös, klassisch, ein bisschen wie ein Anzug bei einer Hochzeit – immer passend, immer respektvoll. Doch jetzt? Jetzt werfen sie die traditionelle Begrüßung „Meine Damen und Herren“ einfach über Bord. Grund: Eine ominöse Zuschauerbefragung. Angeblich sei die Anrede zu altmodisch, nicht mehr zeitgemäß. Stattdessen heißt es ab sofort nur noch: „Guten Abend.“
Na dann, Prost Mahlzeit! Ein Stück Tradition weniger, ein weiterer Schritt in Richtung völliger Beliebigkeit. Aber was steckt wirklich hinter dieser Entscheidung? Ein echter Wunsch der Zuschauer? Oder doch nur ein weiteres Einknicken vor einer lauten Minderheit, die den Zeitgeist wie eine Abrissbirne durch alles schwingen lässt, was noch nach Respekt und Etikette aussieht?
Von Respekt zu „Guten Abend“ – der Abstieg in die Banalität
„Meine Damen und Herren.“ Das klingt nach etwas. Das hat Gewicht. Es ist eine Begrüßung, die klar macht: Hier spricht jemand zu allen. Unabhängig davon, ob du im Jogger auf dem Sofa sitzt oder gerade vom Business-Meeting kommst. Es signalisiert Respekt – für die Zuschauer und die Inhalte.
Und jetzt? „Guten Abend.“ Zack, fertig. Das klingt, als hätte man keine Lust mehr auf Höflichkeit. Oder schlimmer noch: als wolle man niemanden mehr mit einer „geschlechterbezogenen Anrede“ belästigen. Schließlich könnten sich ja Menschen ausgeschlossen fühlen, die sich weder als Dame noch als Herr sehen.
Was kommt als Nächstes? „Hi zusammen“? Oder einfach „Yo, Leute“? Vielleicht können wir die Begrüßung auch ganz streichen und die Sprecher:innen (Entschuldigung, Sprecher) winken einfach nur kurz in die Kamera. Authentisch und zugänglich, nicht wahr?
Zukunftsvision: Willkommen in der Beliebigkeitswelt
Die Tagesschau mag die erste große Institution sein, die „Damen und Herren“ in die Rente schickt, aber sie wird nicht die letzte bleiben. Wetten? Hier sind ein paar Szenarien, die schon jetzt erschreckend realistisch wirken:
- Amtsbriefe ohne Förmlichkeit:
Statt „Sehr geehrte Damen und Herren“ liest man demnächst „Hallo! Wir haben Neuigkeiten für dich.“ Ganz locker, ganz modern. Schließlich will niemand altmodisch wirken, wenn es um Steuernachforderungen geht. - Gerichte mit neuer Ansprache:
„Im Namen des Volkes, hallo Leute, willkommen zur heutigen Verhandlung.“ Klingt doch direkt viel zugänglicher, oder? Respekt vor dem Gerichtssaal? Ach was, das ist so 20. Jahrhundert. - Kitas und Schulen gehen mit der Zeit:
Die Klassenlisten werden bald durch „Kind A, Kind B, Kind C“ ersetzt. Vornamen sind tabu, denn wer weiß, ob sich jemand später mit einem anderen Namen wohler fühlt. Die Kinder können ja Nummern beantragen, die sind geschlechtsneutral und praktisch! - Bahnansagen ohne Anrede:
„Der Zug fährt ab.“ Punkt. Keine „Damen und Herren“, keine „Liebe Fahrgäste“. Schließlich möchte man die Bahn so authentisch und emotionslos wie ihre Pünktlichkeit gestalten. - Hochzeiten der Zukunft:
Der Pfarrer – pardon, der „freie Redner“ – beginnt mit: „Hi, ihr alle, wir sind hier, weil ihr irgendwie zusammengehört. Klingt cool? Dann los!“ Tradition? Romantik? Ach, who cares.
Warum überhaupt Höflichkeit?
Höflichkeit ist keine Frage der Zeit. Sie ist zeitlos. Sie zeigt Respekt und schafft eine Verbindung zwischen Menschen. Und ja, das gilt auch für Begrüßungen. „Meine Damen und Herren“ ist nicht altmodisch – es ist ein Zeichen von Wertschätzung.
Aber anscheinend ist diese Wertschätzung heutzutage verhandelbar. Was zählt, ist nicht mehr der Inhalt, sondern das Image. „Modern wirken“ um jeden Preis – selbst, wenn man dabei das Fundament der eigenen Glaubwürdigkeit wegsprengt.
Was steckt wirklich dahinter?
Und mal ehrlich: Glaubt irgendjemand ernsthaft, dass die breite Masse der Zuschauer die Abschaffung von „Damen und Herren“ gefordert hat? Ich stelle mir die „Zuschauerbefragung“ in etwa so vor:
- Frage 1: „Empfinden Sie ‚Damen und Herren‘ als etwas altmodisch?“
Antwort A: „Ja, irgendwie schon.“
Antwort B: „Nein, das ist Tradition.“ - Ergebnis: „Die Mehrheit empfindet die Anrede als nicht zeitgemäß.“ Zack, Umfrage abgeschlossen, Tradition gekickt.
Der Zeitgeist als Abrissbirne
Was wir hier sehen, ist ein weiteres Opfer des Zeitgeists. Alles, was Tradition hat, wird in den Schredder geworfen, weil es angeblich nicht mehr zur „modernen Gesellschaft“ passt. Aber was bleibt übrig, wenn wir all das loswerden, was uns über Jahrzehnte Halt und Orientierung gegeben hat?
Modernisierung ist gut, wenn sie sinnvoll ist. Aber Traditionen blind über Bord zu werfen, weil irgendjemand sich dadurch „ausgeschlossen fühlen könnte“, führt nur zu einer Beliebigkeitskultur, in der irgendwann nichts mehr Bedeutung hat.
Mein Vorschlag: Lasst uns rebellieren!
Lasst uns „Damen und Herren“ im Alltag wieder aufleben lassen. Begrüßen wir unsere Nachbarn mit einem freundlichen „Guten Tag, meine Damen und Herren“ – auch wenn sie nur zu zweit sind. Schreibt Briefe mit „Sehr geehrte Damen und Herren“, auch wenn ihr euch sicher seid, dass sie von einer einzelnen Person gelesen werden.
Lasst uns der Tagesschau zeigen, dass wir Respekt und Höflichkeit schätzen – und dass wir nicht bereit sind, alles aufzugeben, nur weil es ein paar Leute als „nicht modern genug“ empfinden.
Respekt darf nicht sterben
Die Entscheidung der Tagesschau ist ein Symbol für einen größeren gesellschaftlichen Trend – den Verlust von Höflichkeit, Tradition und Respekt. Aber wir haben die Wahl: Wir können uns dagegenstellen. Wir können zeigen, dass Respekt und Etikette keine Altlasten, sondern wertvolle Güter sind.
In diesem Sinne: „Vielen Dank fürs Lesen, meine Damen und Herren!“



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